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Zwänge und Rituale


Auch die Zwänge und Rituale dienen ebenso, wie die repetiven Verhaltensmuster, einem autistischen Menschen zur Beruhigung.
Der Unterschied liegt darin, dass Zwänge und Rituale sich über weite Zeit erstrecken und der allgemeinen Sicherheit dienen, auch wenn der Mensch eigentlich in dem zwangausführenden Moment nicht unruhig ist.
Bei Zwängen ist es das Problem, dass bei Kleinkindern, bei denen Zwänge sichtbar werden, gesagt wird, dass sie schon wieder weggehen werden oder als normale Entwicklungsstörung gedeutet werden. Ebenso ist es dann in der Pubertät und danach ist eh jeder Mensch für sich allein verantwortlich. So werden sie oftmals übergangen.

Jedoch muss gesagt werden, dass alle Menschen Gewohnheiten haben, die sie jedoch im Notfall unterlassen könnten, ohne, dass es ihnen schadet. Ein Zwang aber, muss ausgeführt werden.

Bei einem autistischen Menschen liegen oft als Grundzwänge Kontroll- und Ordnungszwänge vor. Später können Wasch- und Hygienezwänge auftreten.

Der Unterschied zwischen Aufräum- und Ordnungszwang sollte an dieser Stelle kurz erklärt werden.
Bei einem Aufräumzwang lässt ein Mensch seine Sachen über einen gewissen, individuellen Zeitraum in mittelgroßer Unordnung und fängt dann an, plötzlich hektisch aufzuräumen. Bei einem Ordnungszwang muss der Betroffene alles sofort wieder an Ort und Stelle stellen.

Meine Ordnungszwänge wurden schon als Kleinkind sichtbar. Meine Mutter musste abends mein Zimmer aufräumen, indem ich mit dem Finger, aus meinem Gitterbett aus, auf Gegenstände zeigte und anschleißend auf den Ort, an den sie sie hintun sollte. Tagsüber bei meiner Oma ging das Ritual weiter, allerdings in anderer Form. Ich liebte es, bei meiner Oma die Knopfkästen auszuleeren und deren Inhalt nach Form, Farbe und Besonderheiten zu sortieren. Dies änderte sich auch nicht, als meine Oma sich "normales Spielzeug", wie Bücher, Puzzle und Kartenspiele zulegte.

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Später nahmen die Ordnungszwänge zu. Viele sind aber gar nicht unbedingt sichtbar. Wie zum Beispiel der, meinen Regenschirm, auf dem nur auf einer Seite ein Motiv ist, so zu drehen, dass dieses Motiv nach vorne zeigt.

Als ich auf das Gymnasium wechselte, fing ich eines Tages, mir unbewusst, an, zu bestimmten Anlässen die gleichen Schuhe und Jacken anzuziehen. Die braune Winterjacke wird nur zur Schule angezogen, die schwarze darf ich nachmittags aber durchaus mit zum Einkaufen nehmen.

Aber als Hauptzwang würde ich immer noch meine Zimmerordnung bezeichnen. Mein Kleiderschrank hat eine bestimmte Ordnungsreihenfolge. Auf der Kleiderstange von links nach rechts: Hosen, Röcke, Kleider, Blusen, Blazer, Jeansjacken, Jacken, Mäntel, Bademantel. Von hell nach dunkel. Auch auf Schreib- und Nachtisch steht alles in einer bestimmten Anordnung.
Somit ist es für mich auch schwer, etwas geschenkt zu bekommen, da diese Sache in die Ordnung mit untergebracht werden muss und das eine Zerstörung bedeutet. Gerne würde ich mal mein Zimmer umschmücken, doch aus Grund der Angst, vor der Veränderung, lasse ich es meist.
Neue Möbel zu bekommen ist nicht ganz so schwer. Benötige ich beispielsweise einen neuen Schreibtisch, muss der ja an die Stelle des alten und unterbricht deswegen keine Ordnung, da er nicht ergänzt, sondern nur ausgetauscht wird.

Im Allgemeinen finde ich es nicht weiter schlimm, Zwänge zu haben. Sie können nur für den Betroffenen sehr anstrengend sein. Man sollte einfach sehen, welche Zwänge veränderungsbedürftig sind, da sie sehr auffallen oder kaum zu erfüllen sind, wie beispielsweise, einen bestimmten Platz in der Schule in einem Fachraum zu ergatten. Hat eine Person jedoch keine Probleme mit seinen Zwängen, sollte man ihm die auch lassen. Wenn er es auf die Weise schafft, dass er ruhiger wird, so ist das eine zu akzeptierende Methode.